Machen wir Leistung wieder modern! Empfinden wir Arbeit wieder als sinnstiftend – und be- und entlohnen wir unsere Leistungsträger dementsprechend. Wie das funktionieren könnte, haben wir Ihnen in diesem Beitrag mit fünf Ideen zusammengefasst.
Vorschlag 1: Überstunden müssen steuerfrei werden – und bleiben.
86 Euro – so viel können arbeitende Menschen für Überstunden steuerfrei pro Monat beziehen. Zwar wurde Anfang des Jahres der Ruf nach einer Erhöhung auf 200 Euro laut, de facto angepasst wurde die Höchstgrenze allerdings seit einem Jahrzehnt nicht. Obwohl sich die Rahmenbedingungen massiv verändert haben: Mit durchschnittlich 83,7 Jahren sind Frauen seit 1951 um rund 15,9 Jahre älter geworden, bis 2080 sollen sie durchschnittlich 92 Jahre alt werden. Beim anderen Geschlecht verhält sich die demographische Entwicklung ähnlich: Derzeit liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei bei 78,9 Jahren. Seit 1951 ist sie um 16,5 Jahre gestiegen, bis 2080 sollen Männer im Schnitt nochmals um rund zehn Jahre älter werden. Gleichzeitig fällt die Geburtenbilanz in Österreich seit 2020 negativ aus. Ohne Zuwanderung würde Österreich sogar schrumpfen.
Heißt unterm Strich: Unsere Gesellschaft altert massiv, Junge fehlen.
Weniger zu arbeiten ist also keine Option – im Gegenteil: Angesichts der demographischen Veränderungen ist es unumgänglich, dass wir sogar mehr arbeiten müssen. Um das Engagement von Arbeitnehmenden zu stärken und das Wohlstandsniveau in unserer Gesellschaft zumindest zu erhalten, braucht es neue Anreize – etwa die Einführung von steuerfreien Überstunden für Arbeitnehmer. Menschen, die Überstunden leisten, zeigen, dass sie bereit sind, über das normale Maß hinauszugehen, um ihre Arbeit zu erledigen. Dieser zusätzliche Einsatz sollte steuerlich belohnt werden.
Außerdem können Überstunden in vielen Fällen ohnehin nicht vermieden werden. In Branchen wie der Gesundheitsversorgung, der Sicherheit oder der Katastrophenhilfe müssen Arbeitnehmer oft Überstunden leisten, um die Bedürfnisse der Gesellschaft zu erfüllen. Diese Menschen verdienen es, für ihre Hingabe an die Gemeinschaft belohnt – und nicht bestraft – zu werden.
Vorschlag 2: Sozialleistungen staffeln
Ohne Zweifel: Der Sozialstaat in Österreich leistet viel – deshalb stehen wir auch für ihn ein. Wir unterstützen den Grundgedanke, dass Menschen in unterschiedlicher Intensität von sozialstaatlichen Leistungen profitieren – je nach Lebens- und Einkommenssituation. Für uns ist jedoch von entscheidender Bedeutung, aus welchen Gründen diese Lebensumstände und Einkommensverhältnisse entstanden sind.
Soll heißen: Menschen, die aus Motiven des persönlichen Komforts auf Vollzeitstellen verzichten, dadurch weniger Einkommen erzielt und infolgedessen weniger in das Sozialsystem einzahlt, sollte dies bei der Verteilung der sozialen Leistungen Berücksichtigung finden.
Unsere Überlegung zielt darauf ab, das soziale System gerechter zu gestalten und sicherzustellen, dass diejenigen, die in der Lage sind, zum Sozialstaat beizutragen, dies auch angemessen tun. Dies schützt nicht nur die langfristige finanzielle Stabilität des Systems, sondern fördert auch die Verantwortungsbereitschaft und den Anreiz zur vollwertigen Teilnahme am Arbeitsmarkt.
Gleichzeitig erkennen wir jedoch die Bedeutung an, dass bedürftige Personen weiterhin die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um ihre Lebensqualität zu verbessern und mit schwierigen Lebenssituationen zurecht zu kommen.
Vorschlag 3: Die abgabenfreie Teuerungsprämie muss bleiben.
3.000 Euro dürfen Arbeitgeber aufgrund von Rekordinflation und in der Folge massiv gestiegener Preise steuerfrei an Arbeitnehmer 2022 und in diesem Jahr ausbezahlen. So weit, so nachvollziehbar: Weniger verständlich hingegen ist die Tatsache, dass diese Maßnahme neuerlich mit einem Verfallsdatum gekennzeichnet ist.
Denn zum einen wäre es wenig weitsichtig, anzunehmen, dass die wirtschaftlichen Herausforderungen, die durch die Inflation verursacht wurden, innerhalb eines begrenzten Zeitraums behoben sein werden. Zum anderen könnte eine beibehaltene Teuerungsprämie dazu beitragen, die Konjunktur anzukurbeln. Sie stellt den arbeitenden Menschen zusätzliches Einkommen zur Verfügung, das sie in die Wirtschaft investieren können.
Außerdem: Auch wenn die Inflation zurückgeht, bleibt die Notwendigkeit, Mitarbeiter zu motivieren und ihre Leistungsbereitschaft aufrechtzuerhalten, weiterhin bestehen. Mit einer abgabenfreien Ausschüttung an Mitarbeitende kann dies unserer Erfahrung nach gelingen.
Vorschlag 4: Erhöhung des Werts bei Lebensmittelgutscheinen.
Die derzeitige Möglichkeit, bei der Arbeitnehmer abgabenfrei Lebensmittelgutscheine erhalten dürfen, ist zweifellos eine begrüßenswerte Unterstützung in Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen. Diese Zuwendung dient nicht nur dazu, die finanzielle Belastung von arbeitenden Menschen zu mildern, sondern trägt auch dazu bei, die Wertschöpfung im Land zu halten.
Jedoch stellt sich die Frage, ob diese Zuwendung nicht doch großzügiger gestaltet werden sollte. Warum beschränken wir uns auf zwei Euro pro anwesendem Tag? Eine beispielhafte Erhöhung dieser abgabenfreien Zuwendung auf das Doppelte, also rund 80 Euro pro Monat, könnte etwa einen tatsächlich spürbaren Beitrag zur finanziellen Entlastung der Menschen leisten und noch mehr finanziellen Spielraum in wirtschaftlich angespannten Zeiten schaffen.
Umgekehrt würde eine Erhöhung die Wertschöpfung im Inland weiter fördern: Indem Menschen mehr Geld für Lebensmittel ausgeben können, unterstützen sie lokale Geschäfte und tragen zur Stärkung der heimischen Wirtschaft bei.
Vorschlag 5: Machen wir Arbeit wieder modern.
Die Suche nach Erfüllung im Beruf scheint heute weniger populär zu sein. Im Gegenteil: Der Montagmorgen wird oft als unangenehmer Moment dargestellt, während das arbeitsfreie Wochenende als Höhepunkt des Lebens betrachtet wird. Reisen und Urlaube, insbesondere jene, die sich gut auf Social Media präsentieren lassen, werden zu einer Art neuer Währung. Personen, die viel und vielleicht sogar gerne arbeiten, werden oft kritisch beäugt oder sogar belächelt. Ein weiteres Problem ist, dass viele Menschen in unserer Wohlstandsgesellschaft nicht mehr gezwungen sind, aus ihrer Komfortzone herauszutreten und an ihre Leistungsgrenzen zu gehen.
Was wir dringend brauchen, ist ein Umdenken: Arbeit sollte als Möglichkeit betrachtet werden, Erfüllung zu finden. Sie sollte als Gelegenheit angesehen werden, dem Leben Sinn zu geben, unabhängig von politischen Standpunkten, sondern als Frage der Lebenshaltung. Denn das Erschaffen, Produzieren oder Kreieren kann zu Zufriedenheit und Stolz führen und sogar Neugierde wecken. Dies ist heute wichtiger denn je, da die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen angesichts des Arbeitskräftemangels zu einer Schlüsselqualifikation geworden ist.
Um dieses Umdenken zu fördern, bedarf es Anreize. Arbeit muss und kann nicht immer vor der eigenen Haustür stattfinden. Personen, die Jobs trotz großer Entfernungen annehmen, sollten belohnt werden. Auch mit einer erhöhten Pendlerpauschale, die nach Teuerung eingeführt und nun zu unserem Unverständnis – trotz wieder gestiegener Spritpreise – ausgesetzt wurde.
Gleichzeitig muss der Staat auch sanktionieren: Tätigkeiten, die dem Gemeinwohl dienen, sollten als ernsthafte Option für Langzeitarbeitslose in Betracht gezogen werden.
Vor allem jedoch sollten wir Arbeit nicht als eine unvermeidliche Last betrachten, sondern vielmehr als eine Gelegenheit für ein sinnerfülltes und besseres Leben.